sobota 27. listopadu 2010

Albert von Seeberg und seine Herrschaft auf der böhmischen Seite des Erzgebirges


Unterlagen für das Referat in Chemnitz, 23. 11. 2010

Martin Žemlička, Pädagogische Fakultät der Jan-Evangelista-Purkyně-Universität Ústí nad Labem


Sehr geehrte, liebe Kollegen,
ich möchte Ihnen ein Modellbeispiel vorstellen, wie die Karriere des von der Herkunft sächsischen Adels in Böhmen aufgebaut worden sein könnte. Als Beispiel soll Albert von Seeberg dienen. Albert von Seeberg ist ein bedeutendes böhmisches Oberhaupt sächsischer Herkunft, der im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts in der Komotauer Gegend gewirkt hat und sich in bedeutender Weise an den Siedlungsprozessen der Mikroregion Mittleres Erzgebirge und Erzgebirgsvorland, aber etwa auch des Böhmerwald-Raumes beteiligt hat.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit war es gerade Albert von Seeberg, der auf einer Landzunge des Seebergs (706 m ü. NN) die Burg Altseeberg errichten ließ, unter der das Dorf Kunnersdorf mit einer eigenen Festung und unweit auch die See-Wiese lag. Die Burg hatte verständlicherweise ein eigenes Lehnssystem, mit dem eine ganze Reihe von Dörfern verbunden war. Hinzuzufügen ist, dass Albert hier mit der Kolonisation einer der am wenigsten fruchtbaren Gegenden des Königreichs Böhmen begann. Dies war jedoch allgemein ein Problem der gesamten Hochkolonisation in Böhmen. Höchstwahrscheinlich war er nicht nur an der Kolonisation der Erzgebirgshänge, aber auch des Erzgebirgsvorlands beteiligt, also des Niederungsgebiets am Fluss Biela, das Bestandteil des so genannten alten Siedlungsraums ist, das bereits seit der Urzeit besiedelt war. Die bedeutendste urzeitliche Lokalität innerhalb des Dominiums der Burg Seeberg war Kaitz, wo sich in der römischen Zeit eine Siedlung befand, die der Eisenerzverarbeitung diente.
Für das Mittelalter erschwert uns das Fehlen von Schriftquellen zu den einzelnen zur Seeberger Herrschaft gehörenden Dörfern die Forschung. Wir wissen nicht, welches Ausmaß das Dominium der Burg Altseeberg zu der Zeit hatte, als Albert von Seeberg im Erzgebirge wirkte und wie er eigentlich in ihren Besitz gelangt ist. Vom Ausmaß des Dominiums Seeberg erfahren wir erstmals in einer Urkunde aus dem Jahre 1382, mit der Otto von Bergow seine Herrschaft mit den Burgen Altseeberg und Neuseeberg, mit einem Drittel des Städtchens Görkau, mit einem Drittel der Zahlungen aus den Dörfern Göttersdorf, Uhrissen, Hannersdorf, Bernau (heute Zákoutí), Bohuslawitz (dessen genaue Lage unbekannt ist) und Stolzenhan, zusammen mit den Besitztümern und Lehen in Kunnersdorf, Kaitz, Ojes, Göttersdorf und Bernau für 3140 Schock Prager Groschen an Thimo von Colditz verkaufte.
Das Ausmaß der Herrschaft wird somit ungefähr nach 100 Jahren ihrer Existenz verkündet. Das Studium dieser Siedlungen war Gegenstand meiner Diplomarbeit, in der ich Erkenntnisse aus Schriftquellen, der Archäologie, Toponomastik, historischen Kartographie, also gemeinhin Wissenschaften verwende, die für das Studium der Siedlungsgeschichte notwendig sind. In diesem Referat ist jedoch kein Raum für eine wenigstens teilweise Analyse der Lokalitäten. Vielmehr bin ich bemüht, Ihnen eine Persönlichkeit vorzustellen, die aus Ihrem Land stammte. Es ist jedoch nicht sicher, ob er in Böhmen oder in Sachsen geboren wurde.
Albert von Seeberg galt lange Zeit als Adliger mit rein böhmischen Wurzeln. Heute ist bereits sicher, dass er aus einem Geschlecht von Burggrafen stammte, die auf der sächsischen Burg Leisnig wirkten, die an der Freiberger Mulde im Döbelner Land liegt. Von mütterlicher Seite stammte Albert von Seeberg, genauso wie sein gleichnamiger Bruder, aus dem böhmischen Adelsgeschlecht von Dauba. Die Gepflogenheit, Brüdern dieselben Vornamen zu geben, kam damals aus Sachsen nach Böhmen. Alberts Einfluss in Böhmen begann zum Ende der Herrschaft von Přemysl Ottokar II. Von Albert stammt der erste urkundliche Erwähnung aus dem Jahre 1277, als er in einer Leitmeritzer Urkunde unter Zeugen als Alberus de Seberk purcravius de Cadan (Burggraf von Kaaden) auftaucht. Die letzte Erwähnung im Amt des Burggrafen von Kaaden stammt aus dem Jahre 1292.
Nach Ottokars Tod in der Schlacht auf dem Marchfeld gehörte Albert zu den Hauptvertretern der politischen und militärischen Ereignisse der Jahre 1278-1283, die als „Böse Jahre“ bezeichnet werden. An der Seite des zeitweiligen Aufsehers über das Königreich Böhmen, des Markgrafen Otto, hielt es Albert jedoch nicht lange aus und begab sich auf die Seite der rebellischen Witigonen, mit denen er sich vermutlich an der Plünderung des Landes beteiligt hat. Als dann Wenzel II. an die Macht kam, ließ er sich 1285 von ihm den Besitz der Stadt und Burg Tachau bestätigen. Später führt er jedoch mit dem König über diesen Besitz einen Streit und 1297 verzichtet Albert schließlich auf Tachau.
Wahrscheinlich war es Albert von Seeberg, der 1281 den Kleinadel aus der weiten Umgebung nach Komotau rief. Es sollten die Urkunden über Schenkungen an die Komotauer Kommenda des deutschen Ritterordens unterzeichnet werden. Übrigens taucht auf den Urkunden auch Alberts gleichnamiger Bruder, der Burggraf von Leisnig (de Liznic), auf. Daraus ergibt sich, dass Albert auch während seiner Zeit in Böhmen Kontakte nach Sachsen und insbesondere zu seiner Familie unterhielt, die, wie es scheint, sehr intensiv waren.
Eine ähnliche Urkunde aus der Region des Erzgebirgsvorlandes ist ferner eine Nachricht aus dem Jahre 1295. Darin figuriert Albert von Seeberg als einer der Zeugen anlässlich des Verkaufs des Dorfes Ottwitz an die Komotauer Kommenda des deutschen Ritterordens. Die Ottwitzer Güter wurden von Friedrich und Dietrich von Schönburg verkauft (der Betrag ist nicht erwähnt). Im Einklang mit der Rechtsordnung wurde das Dorf in Anwesenheit von Albert von Seeberg und Smylo de Lubschowitz und weiteren Zeugen veräußert.
In der Staatspolitik tritt Albert von Seeberg in einer der Urkunden von 1284 in Prag auf. Damals wurde ein Waffenstillstand zwischen den beiden Parteien des böhmischen Hochadels unterzeichnet. Beide Seiten hatten zuvor versucht, ihren Einfluss auf den Königshof geltend zu machen. Es siegte die Gruppe um Zawisch von Falkenstein und der war es in den Vormonaten gelungen, die höchsten Landesposten zu besetzen. In Zawischs Kreisen war auch Albert von Seeberg. In der Urkunde wird er nicht betitelt und es lässt sich nur schwer nachvollziehen, welche Funktion er am Hofe innehatte. Zawischs Gruppe verspricht König Wenzel II. die Treue und verpflichtet sich auch dazu, dass sie vier Jahre lang mit den Anhängern der anderen Gruppe Frieden halten wird, zu der Purchart von Winterberg, Zbislav von Tschebon, Zdislav von Lemberg, Tobias von Bechin, Benesch von Wartenberg und andere gehörten.
Albert vertrat am Hofe ganz gewiss ein konkretes Landesamt. In den Urkunden tritt er ab 1289 als Marschall des Königreichs Böhmen auf, hatte diese Funktion offenbar aber bereits früher inne. Erstmals trat er so als Anwesender bei der Huldigung des Herzogs Kasimir von Oppeln gegenüber dem böhmischen König Wenzel auf.
Seine Laufbahn setzte sich fort, was sich teilweise auch in Schenkungen äußerte. Spätestens 1290 wurde Albert Eigentümer von Bilin, wo er Urkunden herausgab, mit denen er die Zistersienserklöster in Waldsassen und Ossegg beschenkte. Den Zisterziensern vom Kloster Waldsassen widmete er den Ertrag von 5 Silberpfund aus seinem Dorf Stockeich bei Tachau. Den Ossegger Zisterziensern schenkte Albert das Dorf Rezel bei Brüx und den dortigen Weinberg mit einem Vorwerk. Die Gabe stiftete er für das Seelenheil seiner Gemahlinnen, was davon zeugt, dass er mehrmals verheiratet war.
Im Jahre 1302 stiftet er mit der Zustimmung seiner Gemahlin Swatika und des Sohns von Albert der Kommende des deutschen Ritterordens in Komotau, zu der die Pfarrkirche und das Patronatsrecht in Bilin gehörte, das hiesige Neuspital mit allem Zubehör, 2 Mühlen, ein Karat (das heißt 28 Zuber) Wein von Eberhards Weinbergen, jeden Zehnten aus Alberts Weinbergen und schließlich auch ein Allod und 9 Fertones im Dorf Kaschitz.
Zu Beginn der 90er Jahre beteiligt sich Albert von Seeberg auch in Reichsangelegenheiten an der Wahl des neuen Reichskönigs in Frankfurt. Gemeinsam mit anderen wurde er dazu von König Wenzel beauftragt, der krankheitshalber nicht an den Wahlen teilnehmen konnte. Damals setzte sich Albert von Seeberg für die Wahl des Reichsgrafen Adolf von Nassau ein, der schließlich gewählt wurde.
Nach der Ermordung des letzten Přemysliden auf dem böhmischen Thron war Albert von Seeberg an fast allen wichtigen Verhandlungen in den Jahren 1306-1310 beteiligt. Er wurde jedoch bereits ohne Titel angeführt und hatte bestimmt nicht mehr die Funktion eines Marschalls inne. Er stand wahrscheinlich auch in keinem anderen Landesamt mehr. Zu Beginn der Regierung Johann von Luxemburgs war er bereits fast sechzig Jahre alt. Er hat sogar seinen Sohn überlebt, der bereits 1307 gestorben ist und im Prämonstratenser-Stift Tepl beigesetzt wurde. Dies wissen wir dank des erhaltenen Grabmals. Albert hatte keinen weiteren Sohn, deshalb musste eine seiner Töchter sein gesamtes Vermögen erben.
Zu Beginn der Regierung Johann von Luxemburgs ist belegt, dass sich Albert an der Huldigung des Königs beteiligt hat. Leider tritt mit diesem Akt fast völlige Stille um Albert ein.
In Urkunden taucht er erst wieder in den Jahren 1316-1317 auf, als er der Partei von Heinrich I. von Leipa angehörte. In einer Urkunde von 1317 tauchen an der Seite Albert von Seebergs auch sein Bruder, der Burggraf von Leisnig, und sein künftiger Schwiegersohn Otto von Bergow auf. Damals stellte sich die Gruppe um Heinrich von Leipa gegen die neue Macht am Hofe, wohin Wilhelm von Waldeck durchgedrungen war, und so entstand ein Widerstand gegen den König und seine Gruppe. 1318 schwenkte Albert jedoch ein und beendete im politischen Interesse die langandauernden Konflikte mit Wilhelm von Waldeck.
Überdies wurde die Versöhnung zwischen Wilhelm und Albert mit der Ehe ihrer Kinder besiegelt. Eine von Alberts Töchtern wurde mit einem Sohn Wilhelm von Waldecks verheiratet. Eine weitere Tochter Alberts, Margarethe, die den Namen ihrer Mutter erhielt, wurde die Gemahlin Otto von Bergows.
Nach Alberts Tod im Jahre 1321 erbt seine Tochter Margarethe das Dominium Seeberg, damit gelangen die Seeberger Güter auch in den Besitz der Herren von Bergow. Weil kein Testament Alberts überliefert wurde, fehlen direkte Belege in der Erbschaftsfrage. Margarethe von Seeberg und Otto von Bergow hatten zusammen zwei Söhne, beide hießen Otto. Diese Brüder tauchen als Besitzer des Dominiums Seeberg bereits 1327 auf. In diesem Jahr wird erstmals zwischen Altseeberg und Neuseeberg unterschieden. Der neue Sitz wurde mehr in das Zentrum des Gebirges an den Weg verlagert, wo später die Zollerhebung belegt ist (1382). Dieser Weg führte zweifelsohne aus dem sächsischen Olbernhau, über Brandau, Kleinhan, Stolzenhan (hier stand Neuseeberg) und weiter über Rothenhaus bis nach Komotau. Dieser Weg ist noch auf Oeders Sachsenkarte von 1602 eingetragen, wo er unter dem Namen Comotauer Strasse auftaucht.
Wie gesagt, lässt sich die Geschichte des Dominiums Seeberg nicht zu den Lebzeiten von Albert von Seeberg verfolgen. Alberts Kolonisationstätigkeit verliert sich somit sehr, was gewiss Schade ist.
Dennoch ist Albert von Seeberg ein typisches Beispiel einer Persönlichkeit sächsischen Blutes, die sich zweifelsohne mit ganzer Anstrengung am Prozess der Hochkolonisation des böhmischen Erzgebirges beteiligt hat. Er war immer darum bemüht, seine Interessen durchzusetzen, aber manchmal war er auch bereit, seinen Rivalen nachzugeben.

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